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33. Schnellzugslokomotive Bauart 2—B—1 der Siemens-Schuckertwerke.

Diese bereits in Fig. 160 dargestellte Lokomotive, die für den Betrieb auf der Strecke Dessau—Bitterfeld gebaut wurde, besitzt folgende Hauptabmessungen und Arbeitsgrößen:

Radstand der Triebräder 3,0 m
Radstand des Drehgestells 2,2 m
Triebraddurchmesser 1600 mm
Laufraddurchmesser 1000 mm
Länge der Lokomotive über die Puffer gemessen 12,5 m
Gesamter Radstand 9,0 m
Größte Breite der Lokomotive 3,05 m
Gesamtgewicht der Lokomotive 74 t
Gewicht des mechanischen Teils 45,5 t
Gewicht, der elektrischen Ausrüstung 28,5 t
Reibungsgewicht 33 t
Achsdruck der Triebachsen je 16,4 t
Achsdruck der Drehgestellachsen je 13 t
Achsdruck der Laufachse 14,7 t
Zuglast bei 100 km Geschwindigkeit 240 t
Größte Geschwindigkeit 110 km
Anfahrzugkraft 7000 kg

Wie der in Fig. 197 dargestellte Schaltplan der Lokomotive zeigt, besitzt diese eine vereinigte Schützen- und Drehtransformatorsteuerung. Diese wirkt in der Weise, daß vom Führerstand aus der Antriebsmotor des Drehtransformators gesteuert wird, wobei durch eine zwangläufig mit diesem Transformator gekuppelte Schaltwalze die 3 Stufen des Haupttransformators nach und nach selbsttätig eingeschaltet werden. Der Führer hat also nichts anderes zu tun, als den Schalter des erwähnten Antriebsmotors so lange geschlossen zu halten, bis die gewünschte Fahrgeschwindigkeit erreicht ist.

Dieser Motorschalter ist in Fig. 189 dargestellt. Er besitzt zwei Walzen mit sehr einfacher Anordnung der Stromschlußstücke. Die Hauptwalze betätigt den Drehtransformator, und zwar besitzt sie drei Stellungen, je nachdem die Fahrspannung abnehmen oder zunehmen soll oder je nachdem die einmal erreichte Fahrgeschwindigkeit bestellen bleiben soll. In den beiden ersteren Stellungen wird die Drehrichtung des Drehtransformators umgesteuert, während in der dritten Stellung der Antriebsmotor ausgeschaltet ist. Eine Nebenwalze betätigt den Stromwender, der, wie der Schaltplan zeigt, aus einzelnen Hüpfern besteht. Die Bauart dieser Hüpfschalter, die auch für die Einstellung der Spannungsstufen verwendet werden, ergibt sich aus Fig. 198.

In einen U-förmigen Magnetgestell ist ein Magnetkern geführt, dessen unteres Ende an einem Schalthebel angreift; auf dem Schalthebel ist ein Stromschlußstück befestigt, das sich in der Einschaltstellung gegen eine Reihe von Stromschlußfedern drückt. Neben diesem Hauptstromschluß besitzt der Hüpfschalter einen Hilfsschalter, der sich erst öffnet, nachdem der Hauptschalter bereits ausgeschaltet worden ist, so daß lediglich an seinen leicht auswechselbaren Stromschlußstücken Funkenbildung auftritt. Dieser Hilfsschalter besitzt außerdem magnetische Funkenlöschung.

Den Drehtransformator — allerdings in einer etwas anderen Form, wie er bei dieser Lokomotive benutzt wird — zeigt Fig. 199. Der drehbare Teil dieses Transformators trägt die primäre Wicklung und die kurzgeschlossene Ausgleichsspule zur Vernichtung des sekundären Streufeldes. An der Vorderseite des Transformators ist der zum Betrieb der Hüpfer dienende Stufenschalter 8 erkennbar.

Vermittelst der auf der Motorwelle sitzenden Kurbel h kann der Transformator auch von Hand gedreht werden. Der hier abgebildete Transformator besitzt einen eigenen Ventilator V, der bei dem für die hier beschriebene Lokomotive verwendeten Drehtransformator fehlt. Der Drehtransformator besitzt schließlich noch eine Bremseinrichtung b, durch welche ein Nachlaufen des ausgeschalteten Antriebsmotors vermieden wird.

Den Leistungstransformator dieser Lokomotive zeigt Fig. 179. Er besitzt Scheibenwicklung und ist in Öl eingebettet. Der Ölkessel ist luftdicht verschlossen und besitzt in seinem Deckel eine sehr dünne Metallhaut, die bei plötzlichen Kurzschlüssen im Transformator infolge des stark ansteigenden Druckes der Öldämpfe platzt und diesen gestattet, nach außen zu entweichen.

Zu der Schaltung des Transformators ist noch zu bemerken, daß die Abzweigung I den Strom für die Nebenschlußerregung der Wendepolwicklung des Lokomotivmotors und für die Beleuchtung liefert. Die Abzweigung II speist den Ventilatormotor für die Kühlung des Drehtransformators. Außerdem speist Abzweigung II die primäre Wicklung des Drehtransformators und liefert die Steuerströme für den Antrieb des Drehtransformators, für die Betätigung der Hüpfer und für den Luftpumpenmotor. Die Abzweigungen III, IV und V speisen den Lokomotivmotor, während V außerdem noch den Strom für die Pesthaltespule des Hauptölschalters liefert.

Die Bauart des Lokomotivmotors, der eine Stundenleistung von 1600 PS besitzt, zeigt Fig. 200. Er besitzt die in Abschnitt 6 erläuterte gemischte Hauptstromnebenschlußerregung der Wendepole und besitzt Ankernuten, die schräg zur Achse gestellt sind. Auf dem Motorständer sitzen vier Hüpfer für die Umkehrung der Stromrichtung im Erregerkreis, die durch die Nebenwalze des Fahrschalters betätigt werden. Das Betriebsverhalten dieses Motors ergibt sich aus Fig. 201.

Die Stromabnehmer der Lokomotive sind als Scherenstromabnehmer ausgebildet.

Die Beleuchtung der Lokomotive wird durch Kohlenfadenlampen mit Wechselstromspeisung bewirkt. Weil diese dickdrähtigen Lampen ein großes Wärmefassungsvermögen besitzen, werden die langsamen Lichtschwankungen infolge des niederwelligen Wechselstroms in genügendem Maße ausgeglichen.