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3. Lüfterturbine.

Die Lüfterturbine ist auf einer Konsole des Tenders zwischen Kohlenkasten und Kondensatorteil aufgestellt (Dreipunktlagerung). Die Turbinenwelle mit dem fliegend angeordneten Turbinenrad (einstufige Aktionsturbine) ist in Gleitlagern gelagert, wobei ein Kammlager den Achsialschub aufnimmt. Zwischen den beiden Lagern trägt die Turbinenwelle ein Ritze4, das in das große Getrieberad kämmt. (Uebersetzung 1:6,9.) Von der in Wälzlagern gelagerten Getriebewelle werden über eine elastische Kupplung die Lüfterräder angetrieben. Der von der Saugzugturbine kommende Dampf gelangt bei voller Lokbelastung (ca. 10 t/h Dampf) und bei geschlossenen Umleitventilen mit 1,60 ata in die Lüfterturbine, um von dieser mit ca. 1,02 ata in den Kondensator zu strömen. Die Turbine entwickelt dabei eine Leistung von etwa 200 PS bei einer Drehzahl von 7300 U/min maximal, während die Getriebewelle 1060 U/min macht. Auf dem Turbinengehäuse sind zwei federbelastete Umleitventile angeordnet, durch die bei niedriger Außenlufttemperatur ein Teil des Dampfes unmittelbar in den Kondensator geleitet werden kann, so daß die Turbinen- und dadurch die Lüfterleistung zurückgeht. Die Ventile sind miteinander gekuppelt und können durch ein Handrad von der Tendervorderwand aus so eingestellt werden, daß die Kondensattemperatur den wirtschaftlichsten Wert von etwa 90 ° C annimmt. Die Kondensattemperatur wird an einem Thermometer an der Tendervorderwand abgelesen. Um die Turbine vor Ueberdrehzahl, z. B. beim Schleudern der Lokomotive zu schützen, wirken diese Ventile ebenso wie das Umleitventil der Saugzugturbine als Sicherheitsventile. Sie öffnen sich bei einem Differenzdruck von 0,8 at und lassen den Dampf unmittelbar in den Kondensator strömen.

Für den Winterbetrieb, bei dem der größte Teil des anfallenden Abdampfes um die Lüfterturbine herumgeführt werden muß, reichen jedoch die beiden Umleitventile nicht aus. Aus diesem Grunde ist zusätzlich noch eine in den rechten Kondensatorteil mündende Abdampfnebenleitung vorgesehen, die im Sommerbetrieb verschlossen wird. Außerdem ist an diese Leitung ein kurzer blindgeflanschter Abzweig angeschweißt, der gestattet, den Abdampf statt in die Lüfterturbine und anschließend in den Kondensator, direkt ins Freie zu leiten. (Bei etwaigen Störungen an Lüfterturbine, Lüftergetrieben, Kondensator oder Kondensatleitung.) Das Verschließen bzw. Halbverschließen der Abdampfnebenleitung für den Sommerbetrieb bzw. die Uebergangszeit geschieht nach Tafel 13 durch das in den Abzweig eingeschobene Rohr.

Im Winterbetrieb wird dieses Rohr umgekehrt, mit dem verschlossenen Teil nach außen ragend, angeflanscht, so daß der Abdampf die Nebenleitung ungehindert durchströmen kann. Bei Umstellung auf Auspuffbetrieb wird dieses Rohr entfernt. Wenn die Lokomotive unter Dampf ist, muß bei der Demontage des Rohres darauf geachtet werden, daß nicht gerade das an die Abdampfleitung angeschlossene Sicherheitsventil abbläst, wodurch hier Dampf austritt und die Arbeit gefährdet.

Ebenso wie die Saugzugturbine besitzt auch die Lüfterturbine eine Frischdampfdüse. Mit ihr kann bei besonders heißem Wetter die Leistung der Turbine gesteigert werden. (Bei 4 at Frischdampfdruck erhöht sich die Turbinenleistung um 20 PS.) Vor allem dient die Frischdampfdüse dazu, vor Beginn der Fahrt die Lüfterturbine langsam anlaufen zu lassen, damit sich der Schmieröldruck ausbildet, bevor die Turbine voll belastet wird.

Die Schmierung der Turbinenlager erfolgt durch eine über Kegelräder von der Getriebewelle angetriebene Zahnrad-Oelpumpe. An den Oelsumpf des Turbinengehäuses ist ein Oelbehälter von 65 l Inhalt angeschlossen. Aus dem Oelbehälter, der sich rechts neben der Lüfterturbine auf dem Tender befindet, ist täglich das durch die Undichtigkeit der Turbinenstopfbüchse in das Oel gelangte Wasser abzulassen, und zwar ist zu diesem Zweck am Boden des Oelbehälters ein Hahn angebracht, von dem das abgelassene Wasser bzw. Oel sichtbar in einen Fangtrichter tropft und durch eine Rohrleitung ins Freie geführt wird. Die Bedienung des Hahnes erfolgt durch eine Klappe in der Rückwand des Turbinenraumes, die durch einen Laufsteg im rechten Luftschacht des Tenders zugänglich ist. Der Oeleinfüllstutzen befindet sich am Oelsammelkasten rechts neben der Lüfterturbine und ist gleichzeitig als Oelschauglas ausgebildet. Er ist durch eine Klappe in der rechten Tenderseitenwand oberhalb des Wassereinlaufes zugänglich. Bei Dunkelheit können Lüfterturbine und Luftschacht im Tender durch eine Handlampe, deren Steckdose sich auf der linken Seite des Turbinenraumes befindet, beleuchtet werden.

Die im Getriebegehäuse der Lüfterturbine liegende Zahnradölpumpe saugt das Oel aus dem Oelsammelkasten an und drückt es durch ein Filter und zwei Kühlschlangen den Schmierstellen zu, und zwar den Lagern der Turbinen und der Vorgelegewelle. Außerdem wird Oel in den Eingriff der Zahnräder gespritzt.

Jede Kühlschlange liegt in einem durch ein besonderes Leitblech abgeteilten Raum, der durch eine Oeffnung mit dem benachbarten Luftschacht in Verbindung steht. Der hier herrschende Unterdruck erzeugt den nötigen Kühlluftstrom. Im Winterbetrieb kann mittels eines Dreiwegehahnes der Oelkühler abgeschaltet und ferner der Oelbehälter durch eine Heizschlange angewärmt werden. Als Kontrollinstrumente für die Turbine sind an der Tender-Vorderwand ein von der Turbine angetriebener Drehzahl-, ein Oeldruckmesser und ein Fernthermometer für die Oeltemperatur vorgesehen. Diese Armaturen können durch eine Armaturlampe beleuchtet werden.